Heute geht es um den Umbau vom Anbindestall zum Laufstall. Mein Interview-Gast spricht von seinen Erfahrungen aus der Beratung. Falls du den 1. Teil noch nicht gehört oder gelesen hast, empfehle ich dir zuerst diese Folge anzusehen. Es ging um Kombinationshaltung und Weide.
Viel Spaß im zweiten Teil des Interviews mit Georg Sachsenhammer vom LKV Bayern.
Gehen wir wieder von meinem 40 Kuh Betrieb aus. Er hat etwas Platz um seinen bisherigen Anbindestall. Welche Möglichkeiten bieten sich an?
Wenn er ein bisschen Platz hat, wie ist dieser aktuell genutzt? Steht dort eine Scheune und was ist darin? Ist der Platz zum entbehren oder stehen dort meine Maschinen drin? Brauche ich dafür vielleicht einen Ersatzbau? Dann muss das Ganze ein sinnvolles Konzept ergeben. Es nutzt nichts, wenn ich irgendwie Liegeboxen reinbekomme aber die Gänge nur einen Meter breit sind. Umbauten sind immer Kompromisse, ich muss aber gut damit leben können.
Einen neuen Stall plane ich von innen nach außen, einen Umbau von außen nach innen. Oft finden sich passende Lösungen, es kommt aber auch vor, dass jeder € zu viel ist, der in einen solchen Umbau fliest.
Ich muss das Vorhaben auf jeden Fall mit einem Bauberater abklären. Wichtige Punkte hierbei sind:
- – Emissionen, z.B. Abstand zum Nachbar
- – Brandschutz
- – Güllekanäle, Gülleableitung
- – Denkmalschutz
- – Statik
Man sollte auch in die Zukunft denken.
Kann ich nach einem Umbau erweitern? Wenn ich aktuell 30 oder 40 Kühe habe, kann ich auf 50 oder 60 Kühe erweitern?
Es darf auch nicht fehlen, dass ich mir ein Bild vom Gebäudezustand und der Konstruktion mache. Dabei muss man sich bewusst machen, dass man 30, 40 oder sogar 50 Jahre im Gebäude arbeiten möchte.
Aus der Sicht der Arbeitswirtschaft sind Umbauten oft schwierig. Ich muss darauf achten, alle Sonderbereiche unterzubringen. So sollten beispielsweise die Trockensteher nicht am Ende vom Stall stehen, sodass ich erst alle Kühe im Absperrgitter fixieren muss, um eine Kuh vor der Kalbung zur Abkalbebox zu bekommen. Für die Klauenpflege muss ein Bereich vorgesehen sein und am besten ist die Selektion nach dem Melken möglich, um brünstige Kühe zu selektieren.
In der Planung ist kurz gesagt die Überlegung, ob ich alle Bereiche gut angeordnet rein bekomme.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass ein Umbau vom Anbindestall zum Laufstall die 3 bis 4-fache Fläche benötigt. Deshalb braucht man immer zusätzlichen Platz.
Problematisch ist oft das Unterfangen von tragenden Teilen, Güllekanäle in der Nähe von bestehenden Fundamenten. Vielleicht gibt es Teilbereiche, die man weiternutzen kann? Die Milchkammer mit Installation und Zufahrt kostet oft 50.000 €.
Man möchte eine Verbesserung in allen Bereichen für die Kuh. Dazu gehört:
- – Liegen
- – Fressen
- – Wasserversorgung
- – Licht
- – Luft
Deshalb ist man bei Umbauten oft begrenzt. Man könnte deshalb auch trennen. Alles was frostsicher sein soll macht man in das alte Gebäude. Dort hat man die dicken Wände und eine Decke drüber als Bestand. Den gesamten Fress- und Liegebereich kann man neu bauen und ist trotzdem günstiger.
Auch Auflagen der Förderung sollte man im Blick haben. Nicht überdachte Bereiche kann man oft gut einbauen.
Jeder Betrieb ist individuell!
Man kann im Internet suchen und findet oft Denkanstöße.
Betriebsbesichtigungen sind ebenfalls eine Empfehlung. Man wird zwar nicht die genaue Lösung für einen selber finden. Dafür kann man aber jedes Mal ein kleines Stück von seinem Kuchen mitnehmen.
Schwierig zu sehen ist, wenn man verschachtelt arbeitet. Dort ein paar Liegeboxen, hier etwas und da etwas unterfangen. Man hat dadurch immer noch einen alten Stall mit entsprechenden Luft- und Lichtverhältnissen. Nicht zu vergessen ist auch die Betreuung während des Umbaus. Man muss in der Zeit immer noch melken. Wenn man diese Punkte beachtet, kann man sich Ideen rausfischen.
Auch möglich ist die Kombination mit einem Roboter. Kennst du Beispiele, die vom Anbindestall zum Laufstall mit Roboter umgebaut haben?
Es gibt verschiedenste Beispiele, schon ab 20 Kühen. Dies sind dann oft gebrauchte Anlagen ab 50.000 € in der Anschaffung. Einige nutzen dann den Roboter ohne zusätzlicher Kraftfutterstation. In der Platzeinsparung liegt der Roboter klar im Vorteil. Ich darf nur den Vorplatz für die Kühe nicht vergessen. Vom Prinzip funktioniert es sehr gut.
Viele Betriebe rüsten auf Roboter um. Deshalb gibt es viele kleinere Melkstände sehr günstig zu kaufen. Man kann auch erst mit einem gebrauchten Melkstand arbeiten und später einen Roboter nachrüsten.
Wenn jemand seinen Anbindestall zum Futtertisch mit Laufgang und eine Liegehalle dazu baut, wie schauen diese Lösungen häufig aus?
Ein Beispiel von einem Betrieb mit 20 Kühen: Dieser hatte stirnseitig vom Fressgang einen einseitigen Melkstand. Dort steht jetzt ein Roboter. Hinten raus hat er zwei Liegeboxenreihen gebaut und handhabt es so.
Ein zweiter Betrieb hat den Roboterraum parallel zur Liegehalle zwischen Fressen und Liegen. Nachdem die Kuh den Roboter verlässt kommt sie erst zum Fressen. So bleibt die Kuh erst noch stehen, was nach dem Melken wichtig ist. Der Schließmuskel hat so länger Zeit, bevor in der Liegebox mögliche Keime in das Euter kommen können.
Beim Roboter sollte man an eine Selektion denken. Ideal wäre ein Sepzial-Need-Bereich und einzelne Selektionsbereiche.
Du hast selbst deinen Anbindestall zum Laufstall mit eigener Liegehalle umgebaut. Wie war der Ablauf bei dir?
Angefangen wurde schon früher mit der Weide. Der Anbindestall wurde auf ein System mit einer Kugel umgebaut, sodass sich die Kühe selber wieder fangen. In diesem Schritt wurde ein Melkstand mitgebaut, in dem die Kühe auch im Winter gemolken wurden. Als die Entscheidung zum Biobetrieb gefallen ist war die Frage offen, wohin soll die Milch. Eine interessante Molkerei hat nur Laufstallbetriebe genommen. Der Umbau vom Anbindestall hätte zu viele Kompromisse gekostet. Es wäre beispielsweise kein Weideanschluss möglich gewesen. Deshalb wurde 40 m entfernt eine Fress-Liegehalle mit direktem Weidezugang gebaut. Aus dem alten Anbindestall wurden Abkalbeboxen. Durch die Saisonabkalbung brauchen wir dazu viel Platz. Im Sommer werden dann Kälberboxen gelagert.
Für einige Betriebe könnte eine Liegehalle als Tiefstreustall interessant sein. Was gibt´s dabei zu beachten?
Es funktioniert. Es muss dann ein sehr gut durchlüfteter Stall mit ordentlicher Raumhöhe und Luftvolumen sein. Man braucht dazu eine Strohaufbereitung. Das Stroh muss gehäckselt und entstaubt sein. So ist es saugfähig und es wird nicht Matsch. Es ist ein anderes System als Kompostställe. Ausschlaggebend ist die Milchleistung der Kühe. Je höher die Leistung desto mehr Stickstoffausscheidung und damit auch der Einstreubedarf. Hier entsteht ein Rotteprozess. Reine Liegefläche braucht man 10 qm pro Kuh.
Wie hoch waren bei deiner Liegehalle als Kompoststall die Baukosten?
Bei hoher Eigenleistung ohne Melktechnik rund 6.000 € je Kuhplatz.
Wie siehst du Fress-Liegebuchten?
Es ist im Endeffekt wie ein Anbindestall mit Laufen. Oft hat man Sackgassen und wenig Breite. Dies führt zu hohem Stressfaktoren für die Kühe. Man muss es richtig handeln, man braucht eine homogene Herde, dann kann es funktionieren. Man kann aber große Probleme mit Zellzahlen und Verschmutzung bekommen. Es ist also nicht empfehlenswert, wenn es irgendwie anders sich lösen lässt.
Wenn die Kombinationshaltung und Umbau vom Anbindestall nichts für mich ist. Welche Tipps gibst du zu Neubauten mit?
Sehr umfangreiches Thema, was man nicht zu knapp fassen kann. In aller Kürze:
- Grundplanung so machen, dass man die Kühe und den Sondergruppen möglichst einfach managen kann. Nur Tür auf und schon ist die Kuh im nächsten Bereich.
- Betriebe mit sehr guten Konzepten sind die Arbeitsabläufe 1000-fach durch gegangen.
- Genau hineinversetzen, was wo platziert wird.
- Umso mehr Details durchdacht werden, desto besser.
- Fertigstallbauer haben oft fertige Pläne in Schubladen, trotzdem eigene Gedanken einfließen lassen. Der LKV bietet Haltungsberatung auch für das Besprechen eines Bauplans.
Abschluss:
Nutzt die Beratung vom LKV und anderen Stellen.
„So viele Betriebe wie es gibt, so viele Lösungen gibt es auch“
Kontakt zu Georg Sachsenhammer:
0173-4186499 oder g.sachsenhammer.lkv @ t-online.de
Neues vom Stallbau
- Tränken im Stall sind eingebaut
- Beim Melkstand ist gutes Stück geschafft
- Standgerüst steht
- Leitungen sind weitestgehend verlegt
- Der größte Teil ist verkabelt
- Stromkabel sind durch die Leerrohre eingezogen
- 12 Kabel auf 50 m sind anstrengend, aber machbar
- gut, dass fast überall zwei Leerrohre hin gehen. Bei einem Rohr mit 12 Kabel bringt man kein weiteres mehr rein
- Einbau der Abtrennungen hat begonnen
- Tankraum und Büro ist gestrichen
- Ein Milchtank ist eingebaut
- Abhänger und Lüfter für den Frischluftschlauch ist eingebaut
- Dazwischen war die QM Kontrolle da