KSB 032 Kombinationshaltung und Weide als Alternative zur ganzjährigen Anbindehaltung Interview Teil 1

Heute geht es um die Kombinationshaltung. Betriebe mit ganzjähriger Anbindehaltung müssen handeln. Was es bei dieser Haltungsform zu beachten gibt und warum es wohl nur eine Übergangslösung ist erfährst du im Interview.

Mein heutiger Gast hat selbst den Umbau vom Anbindestall zum Laufstall hinter sich. Vor 4 Jahren hat er eine Liegehalle als Kompoststall als Alternative zur Anbindehaltung gebaut und im Altgebäude den Melkstand untergebracht. Seit 10 Jahren ist es ein Weidebetrieb. Als LKV Haltungsberater kommt er auf viele Betriebe und ist im Schwerpunkt in der Beratung zum Ausstieg aus der ganzjährigen Anbindehaltung unterwegs. Mehr dazu erfährst du auf der Seite des LKV Bayern. Nebenbei ist er als DJ unterwegs, ich freu mich auf das Gespräch, Willkommen Georg Sachsenhammer!

 

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    Worüber muss sich ein Betrieb in der Entscheidung der Zukunftsausrichtung im Klaren sein?

    Wohin er möchte ist eine schwierige und weitreichende Thematik.
    – Sozioökonomische Faktoren innerhalb der Familie spielen eine Rolle
    – Wie bin ich mit Arbeitskräften ausgestattet
    – Wie steht es um die Flächenverfügbarkeit, Pachtpreissituation
    – Größe des Betriebes und Wirtschaftlichkeit
    Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er das „Abenteuer“ Kombinationshaltung mit zusätzlicher Arbeit oder Laufstall mit Umstellung starten möchte. Es gibt auch weitere Hürden:       

    – Baurecht
    – Immissionsschutz und Thema Nachbarschaft, gibt es jetzt schon Kritik an der Tierhaltung?
    – Denkmalschutz

    Der Druck auf die Anbindehaltung kommt vor allem seitens des LEH. Der Druck geht weiter auf die Molkereien, welche vor allem in Süddeutschland den Druck auf die Milcherzeuger weitergeben. Betriebe mit Anbindehaltung müssen sich deshalb überlegen, wie es von der ganzjährigen Anbindehaltung zu einer Kombinationshaltung kommt.

    Am Anfang muss sich also ein Betrieb entscheiden: Möchte er Nebenerwerbsbetrieb bleiben oder zum Nebenerwerbsbetrieb werden? Möchte er vom Nebenerwerbsbetrieb zum Haupterwerbsbetrieb kommen? Meiner Meinung nach ist es auch wichtig sich zu überlegen: Soll es eine Übergangslösung für einige Jahre oder lieber eine Lösung für eine ganze Generation sein?

    Wenn jemand über 2030 hinaus Milch produzieren möchte, muss er eine Laufganglösung schaffen. Die Kombinationshaltung ist eine Übergangslösung. Wenn jemand beispielsweise in 7 Jahre die Rente bekommt und noch nicht aufhören kann oder möchte oder wenn die nächste Generation noch zu jung ist, aber weitermachen möchte mit einem Laufstall, der dann gebaut wird.

    Beispielsweise hat jemand mit 40 Kühe in ganzjähriger Anbindehaltung. Welche Möglichkeiten dieser Betrieb grundsätzlich?

    Es gilt zu prüfen, wie man zu einem funktionsfähigen Laufstall ohne großen Bauaufwand kommt. Man kann einen Neubau in Betracht ziehen und Möglichkeiten der Kombinationshaltung ausschöpfen. Das Prinzip vom Weidebetrieb wäre zulässig und sogar gewünscht. Allerdings brauche ich dazu die notwendigen Flächen um den Stall. Man spricht hier von 3 Kühen je ha. Rund 15 – 20 % der Betriebe erfüllen diese Voraussetzung.

    Was versteht man unter der Kombinationshaltung?

    – Konzept von Verbänden der Landwirtschaft für LEH
    – Relativ schwammig formuliert, gibt aber daraus viele Möglichkeiten
    – 120 Tage im Jahr Bewegung z.B. Weide, wenn möglich jeden 3. Tag in festen Auslauf. Hauptsache die Tiere können sich in dieser Zeit frei Bewegen.
    – 90 Tage im Jahr Bewegung
    o Kombination mit Trockenstehzeit leichter möglich
    o Trockensteher auf Stroh + 30 – 40 Tage auf Stroh
    o Kombiniert mit Tierwohlfaktoren wie gute Tränken, Lüfter, Licht.

    Wie lässt sich die Kombinationshaltung praktikabel umsetzen?

    Der Auslauf ist relativ arbeitsaufwändig. Ich muss die Tiere ablassen, danach die Tiere möglichst Stress- und Unfallfrei wieder einfangen und den Bereich sauber halten. Mir wären deshalb andere Lösungen immer lieber.

    Bei der 90 Tage Regelung wäre folgende Variante denkbar: Ich habe eine Altmelkergruppe auf Stroh, lege mir eine Vakuumleitung dorthin und melke diese Kühe mit dem Eimermelker zu Kälberfütterung. Nicht empfehlen würde ich die Frischmelkergruppe auf Stroh zu halten. Wenn diese Tiere in die Brunst kommen wird es sowohl für die Tiere wie auch für mich als Melker gefährlich. Auch die Übersicht und die Hygiene fürs Euter muss man im Auge behalten.

    Möglich ist auch eine Abkalbebox auf Stroh, in der die Tiere 7 Tage drin sind. Dadurch hat man die kritischen Tage nach der Kalbung , bis die Kuh wieder richtig fit ist abgefangen und zusätzliche Tage rausgeholt.

    Gibt es schon Überlegungen, wie die Umsetzung kontrolliert wird?

    Es muss kontrolliert werden, es sind Preisabzüge im Gespräch. Denkbar wäre der Rahmen der QM-Kontrolle.

    Kennst du Praxisbeispiele der Umsetzung, gibt´s Betriebe die bereits Kombinationshaltung betreiben?

    Es gibt eine ganze Reihe an Betrieben. Alle Biobetriebe dürfen keine ganzjährige Anbindehaltung haben. Dort hat sich das System bewährt. In vielen Betrieben sind die Kühe im Sommer auf der Weide und im Winter zweimal wöchentlich für eine Stunde im Laufhof. Dort hat man sich das System abgeschaut. Auf Dauer ist es für die Kühe kein Stress, nur die ersten Male.

    Bei meinem 40 Kuh Anbindebetrieb ist nun die Mindestvoraussetzung zusätzlicher Platz. Bei 120 Tagen sind es rund 13 Kühe. Durch einen alternativen Milchgeldabzug ist die Wirtschaftlichkeit gezwungener Weise gegeben und man kommt nicht drum rum.

    Wie langfristig siehst du die Kombinationshaltung?

    Dieses Konzept sehe ich nur als Übergangslösung. Es ist 2018/19 entstanden. Ursprünglich war es für das Jahr 2030 als verpflichtend angedacht. Einige Molkereien sahen einen Wettbewerbsvorteil, schon früher keine Milch aus ganzjähriger Anbindehaltung zu nehmen. So sind jetzt schon ab 2022/23 einige Betriebe mit Preisabzügen oder Liefersperren konfrontiert. Dies hat Fahrt aufgenommen und erhöht den Druck an die Betriebe zusätzlich. Viele Betriebe stehen deshalb vor der Entscheidung, was man machen soll. Einige suchen sich Alternativen wie beispielsweise die Jungviehaufzucht.

    Also kann es sein, dass wenige Jahre nach der Umstellung zu Kombinationshaltung auch dieses System abgeschafft wird?

    Man kann momentan sich nicht sicher sein, wie es sich weiterentwickelt. Definitiv ist es als Überganslösung zu sehen. Die Kosten für einen Umbau dürfen deshalb nicht hoch sein. Man muss damit rechnen, dass es irgendwann nicht mehr gültig ist.

    Du bist selbst seit 10 Jahren Weidebetrieb, erst Kurzrasenweide und jetzt Umtriebsweide. Was sind die Voraussetzungen?

    – Je größer, desto besser, 3 Kühe je ha ist ideal
    – Über die Vegetationsperiode ist der Wachstumsverlauf unterschiedlich, da braucht man weniger Kühe
    – Zum Herbst braucht man mehr Fläche
    – Man misst dazu den Aufwuchs und teilt eine Fläche weg zur Silierung
    – Hat man weniger Fläche zur Verfügung kann man im Stall zufüttern
    – In Trockenperioden muss man zufüttern
    – Ich teile die Fläche auf 7 Parzellen auf und jeden Tag kommt eine neue Parzelle dran
    – Dadurch wird schneller gefressen, besser Verdauung und auch besser in Trockenperioden
     (Dieses Beispiel wird in Neuseeland ebenfalls umgesetzt)
    – Man muss nicht zwingend eine große Fläche haben, man kann auch einmal über die Straße gehen.
    – Schwierig ist eine vielbefahrene Straße (4x täglich drüber!), das kann zu Ärger führen
    – Ideal ist Stalltüre auf und raus

    Sind 200 m Entfernung zur Weide ein Problem?

    200 – 300 m Entfernung sind kein Problem, nur wenn es einem Nachbar gehört kann es schwierig sein. Der Bereich ist meistens dann Matsch.

    Wie siehst du den Konflikt mit dem Acker-Status auf potentiellen Weideflächen?

    Dies ist ein großer Punkt und muss mit dem Ministerium abgeklärt werden. Eine Weide muss sich 3 – 4 Jahre entwickeln, bis die Trittstabilität einwandfrei vorhanden ist. Hier ist es unrealistisch, nach 5 Jahren zu pflügen. Ich brauche dann wieder teures Saatgut, habe enorme CO2 Ausgasungen und brauche wieder die Zeit zur Trittstabilität. Deshalb macht es für mich keinen Sinn.

    Wenn ich es langfristig vorhabe, macht die Aufgabe vom Acker-Status Sinn. Bei Pachtflächen ist es aber wieder zusätzlich schwierig.

    Gusti: Ich finde, wenn das Weidesystem zum Betrieb passt, ich das System auch schonmal mittbekommen habe und es passt, dann sollte man auf Weide umstellen. Wirtschaftlich gesehen ist es durchaus interessant, weil die Futterkosten sinken.

    Neues von unserem Stallbau

    • vom Winterschlaf erwacht
    • Oberbau fertig
    • Tore sind montiert
    • Streifenvorhänge sind angebracht
    • Planung vom Tag der offenen Türe online, mehr dazu folgt
    • Die E-mail Adresse gusti@kuhstallbau.com hat größtenteils E-mails nicht durchgestellt, solltest du mir geschrieben haben schicke die E-mail nochmal weg!
     

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