KSB 100 Was macht einen gelungenen Stall(um)bau WIRKLICH aus?

In dieser Jubiläums-Folge gehen wir der Frage nach, was einen gelungenen Stallbau oder Umbau wirklich ausmacht. Du hörst heute 5 verschiedene Stimmen und meine Überlegungen dazu.

Heute möchte ich mich zuerst für deine Treue bedanken. Du als fleißiger Hörer hast mich motiviert, den Podcast auch im 4. Jahr weiter zu produzieren. So ist es jetzt schon die 100. Folge. Dazu habe ich mir etwas besonderes überlegt.

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    Vorher möchte ich dich noch um etwas Bitten: Bewerte den Podcast am liebsten mit 5 Sternen auf Spotify oder auf Apple Podcast. Dafür bin ich dir sehr dankbar!

    Wir haben unterschiedliche Sichtweisen. Wenn mehrere Menschen auf das gleiche Bild schauen, wird jeder etwas anders darin sehen oder daraus interpretieren. Das ist völlig normal und da gibt es auch meistens kein richtig oder falsch. Wir sollten uns der Tatsache aber bewusst sein. Nur mit mehreren Menschen zusammen kommen wir auf unterschiedliche Sichtweisen und können im besten Fall darüber diskutieren.

    Beispiel vom Autokauf

    Du hast wahrscheinlich schonmal ein Auto gekauft. Du bist auf der Suche nach einem passenden Auto und hast beispielsweise den VW Tiguan als Favorit. Plötzlich fällt dir auf, wie viele VW Tiguan bereits rumfahren. Sind es nun wirklich mehr VW Tiguan als vorher auf den Straßen?

    Nein. Es sind immer noch gleich viele wie vor wenigen Wochen. Aber deine Wahrnehmung geht darauf, du nimmst den VW Tiguan einfach stärker wahr.

    In der heutigen besonderen Folge habe ich mir was besonders überlegt. Ich habe ehemalige Teilnehmer vom Kuhstallbau-Onlinekurs gefragt, was für sie einen gelungenen Stallbau oder Umbau wirklich ausmacht. 5 verschiedene Ansichten kannst du lesen. Im Anschluss an das jeweilige Statement gebe ich meine Meinung oder Einschätzung dazu.

    Christopher Ledo aus Rheinland-Pfalz

    „Ich bin Christopher, komme aus der Eifel, Rheinland-Pfalz. Ich habe vor, vom Anbindestall in einen neuen Laufstall zu ziehen. Für mich macht ein wirklich gelungener Stallbau aus, dass der Zeitaufwand für Routine-Arbeiten auf das notwendige Minimum reduziert wird und dass alle Arbeitsschritte gut und leicht von der Hand gehen. Somit werden auch die unbeliebten Aufgaben nicht aufgeschoben. Und dass man immer Spaß bei der Arbeit hat.“

    Christopher setzt einen Schwerpunkt auf die Arbeitswirtschaft. Einen wichtigen Satz finde ich: „dass alle Arbeitsschritte gut und leicht von der Hand gehen. Somit werden auch die unbeliebten Aufgaben nicht aufgeschoben.“

    Aufschieberitis ist fast schon eine Krankheit. Es werden dabei sehr viel wichtige Aufgaben auf morgen verschoben. Und dann wieder auf morgen. Dabei kann man mit der Planung bereits viel steuern. Nehmen wir das einfache Beispiel der Klauenpflege. Wenn nicht innerhalb von 2 Minuten die Kuh im Stand stehen kann, ist die Überwindung sehr groß. In einer guten Planung ist der Bereich so gelöst, dass man die Arbeit schnell und einfach erledigen kann und keinen Grund zum aufschieben hat.

    Tobias Meermann aus Bayern

    „Mein Name ist Tobias Meermann, komme aus Franken in Bayern. Ich habe vor, einen Abkalbestall auf Stroh zu bauen. Der Fressbereich soll mit Spalten sein. Damit möchte ich den Kuhkomfort um die Abkalbungen verbessern. Ich bin erst zufrieden und sehe es als gelungene Umbaumaßnahme an, wenn ich jede Kuh alleine im Fressgitter fixieren und melken kann und wenn ich die Kuh alleine aus der Gruppe heraus selektieren und sie zu den Trockenstehern bringen kann. Das macht für mich einen wirklich gelungenen Umbau aus, weil sich in Zukunft einfach alleine die Arbeit erledigen lässt.“

    Tobias ist es wichtig, Aufgaben alleine erledigen zu können. Wie oft ist es sehr unpraktisch, wenn man oft jemanden zusätzlich braucht. Bleiben wir beim Trockenstellen. Jetzt ist die Kuh trocken gestellt und wie kommt sie in die andere Gruppe? Wenn es alleine nicht geht dauerts oft ewig, bis ein Helfer da ist. So ist es unpraktisch und zeitaufwendig.

    Man sollte aber auch vorsichtig sein, wenn jemand immer alles alleine machen möchte. Es ist wichtig, dass bei jeder Arbeit eine Vertretung sich auskennt. Hilfreich ist, wenn mindestens 1 x im Monat eine Vertretung die eigene Arbeit macht. Damit finden sich schon mindestens 2 Menschen komplett zurecht, wenn mal jemand ausfällt.

    Niels Wöhlk aus Schleswig-Holstein

    „Mein Name ist Niels Wöhlk, komme aus der Nähe von Flensburg in Schleswig-Holstein. Ich bewirtschafte einen Milchvieh-Ackerbaubetrieb mit 90 Kühen und 150 ha. Wir haben in den letzten Jahren unseren bestehenden Kuhstall laufend renoviert und modernisiert. Als letztes haben wir ein neues Sicherheits-Fressgitter eingebaut, welches breiter und höher ist und dadurch mehr Komfort für die heutigen großen HF-Kühe bietet. Für mich ist ein gelungener Stallbau oder Umbau, wenn sich die Tiere wohl fühlen und ich die hohe Leistungsbereitschaft der heutigen Kühe abrufen kann. Die Kühe sollen sich vernünftig ablegen können und genug Platz haben, um wenig Rangkämpfe zu haben und dadurch hohe Trockenmaßeaufnahmen erreichen können. Letztendlich ist es auch wichtig, dass die Arbeitsabläufe einigermaßen fix durchgeführt werden können. Für mich geht es mit beiden einher, der Stall muss gut für die Tiere und für den Menschen sein.“

    Der passende Stall ist eine Voraussetzung, dass eine gute Fütterung die erhoffte Gesundheit und Leistung bringen kann. Gesundheit und Wohlbefinden von Mensch und Tier gehört in der Planung immer zusammen betrachtet.

    Für das Tier wird es als selbstverständlich angesehen. Da gibt´s nur die Diskussion, was es in der Umsetzung bedeutet. Ein gutes Beispiel ist die Frage, Hochbox oder Tiefbox.

    Das Wohlbefinden für den Menschen steht dann oft hinten an. Da sind die Wege unpraktisch, manchmal muss man jedes Mal irgendwo drüber steigen, schwere Kannen vom Melkstand die Treppe hoch ziehen oder mit dem Schubkarren das Futter zur Abkalbebucht fahren.

    Wenn die Gegebenheiten schon so sind kann man trotzdem überlegen, ob es nicht einfacher geht. Meistens gibt´s sinnvolle Lösungen.

    Lösungsorientiert ist auch Hendrik Mehrtens aus Niedersachsen, der für seine rund 150 Kühe einen neuen Melkstand baut und in der Zwischenzeit in einem Weidemelkstand gemolken wird.

    Hendrik Mehrtens aus Niedersachsen

    „Für mich ist ein Stallumbau dann gelungen, wenn man sich nicht vor Problemen scheut, die während des Stallumbaus auftreten. Man ist ja eigentlich immer mitten im Betrieb. Man muss dazu kreative Ideen haben, um die Vorzüge der Arbeitswirtschaftlichkeit eines Neubaus umzusetzen. Gewisse Kompromisse muss man irgendwo eingehen, sollte da aber nicht allzu Kompromissbereit sein und lieber dann den größeren Hammer ansetzen, als den kleinen.“

    Beim Stallumbau hat man immer Probleme. Ich finde den Ansatz mit dem größeren Hammer echt passend. Ich denke da an einen Freund und Kollegen. Er hat mitten im Stall zwei Robi´s eingebaut. Einfacher wäre der Umbau vom bestehenden Melkstand gewesen. Der Kompromiss wäre dort gewesen, dass alle Kühe vom ganzen Stall an ein Stallende zum melken müssten.

    Mit der jetzigen Lösung ist er sehr zufrieden und die Kühe zeigen mit 3 Melkungen am Tag, das der Standort passt.

    Er übernimmt übrigens den AMS-Teil im Kuhstallbau-Onlinekurs. Damit ist der Grundsatz sichergestellt: Vom Praktiker für Praktiker. Die Tore zum Kuhstallbau-Onlinekurs öffnen wieder im Oktober. Um den Start nicht zu verpassen trage dich am besten schon jetzt unverbindlich auf die Warteliste ein.

    Einen interessanten Ansatz hat Louis aus Baden-Württemberg, der den Abschluss macht:

    Louis Scherzinger

    „Mein Name ist Louis Scherzinger, wir bewirtschaften einen Milchviehbetrieb mit Biogasanlage in Bachheim im Südschwarzwald, Baden-Württemberg. Wir wollen einen 2-Zonen Laufstall mit Tiefstreu- und Fressbereich bauen. Der Stall soll möglichst automatisiert sein. Für mich macht einen gelungenen Stallbau aus, dass er wirtschaftlich ist, arbeitswirtschaftlich gut passt und dass es eine Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit bringt. Da wollen wir mit dem neuen Stall hin.“

    Louis spricht die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit an. Wenn man vor einer Baumaßnahme steht muss man unbedingt gut überlegen, wohin man möchte. Man kann sich selber komplett überlasten. Überlege: Gibt´s Betriebe in deinem Umkreis, die gefühlt nur noch arbeiten? Wahrscheinlich fällt dir jemand ein.

    Einzelne Arbeitsspitzen sind nicht das Problem, dauerhaft wird’s kritisch. Das Prinzip hatten wir bereits weiter oben. Arbeiten kann eine Art von Sucht sein. Es gibt ja immer was zu tun. Man sollte sich trotzdem angewöhnen, irgendwann Feierabend zu machen und dann auch das Büro gut sein lassen. Da habe auch ich noch eine Baustelle.

    Wer dauerhaft über 50 oder gar 60 Stunden die Woche arbeitet lässt garantiert andere Lebensbereiche hinten runterfallen. Vor allem der Bereich Gesundheit leidet oft. Sport sollte in jeder Woche fest integriert werden, besser wäre sogar jeden zweiten Tag. Die Arbeit ist heute nicht mehr wirklich anstrengend.

    Wenn das AMS melkt, mit dem Radlader gemistet wird und auf dem Feld der 724er fährt: Wo ist die Anstrengung, die der Körper braucht? Nehme dies als Denkanstoß mit.

    Fazit

    Ein gelungener Stallbau oder Umbau:

    • 1. passt ideal für unsere Kühe

    2. hat runde Arbeitsabläufe und sinnvolle Wege

    3. hat gut gelöste Baudetails

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