Wie du auf die passende Standortwahl für deinen neuen Kuhstall kommst, welche Einflussfaktoren es gibt und warum du unbedingt viele Jahre voraus denken solltest erläutere ich hier.
Die Entscheidung für einen neuen Standort ist nicht leicht. Dies gilt sowohl für den Bau eines neuen Kuhstalls als auch bei einer direkten Aussiedelung vom ganzen Betrieb. Viele Standortfaktoren müssen gleichzeitig erfüllt sein:
- Abstände müssen eingehalten werden
- rechtliche Situation muss es zulassen
- Bebaubarkeit muss gegeben sein
- Erschließung ist notwendig
- betriebliche Situation beachten
- langfristig für den Betrieb denken
- eigene Wünsche und Interessen berücksichtigen
Wie beachtet man alles für die Standortwahl und klärt dies mit geringen Kosten ab?
- Abstände müssen eingehalten werden
Überall bekannt sind Abstände zur Wohnbebauung. Grob kann man sagen, dass für 100 GV 40 m und für 200 GV 60 m zur nächsten Wohnbebauung eingehalten werden müssen. Dabei zählen auch eigene Mietwohnungen. Das Betriebsleiter- oder Altenteilerhaus zählt dabei nicht. Bedenken muss man auch Erweiterungen. Ist man mitten im Ort gelten die Abstände auch. Je nach Entscheidung im Landratsamt kann so eine Erweiterung teure Kamine und geschlossene Wände zur Folge haben. Benachbarte Wohnbebauungen können auch näher kommen, wenn Bauland ausgewiesen wird. Für den Bestand gilt Bestandsschutz, Erweiterungen können aber auch wieder schwieriger werden.
Abstände müssen auch zu empfindlichen Ökosystemen wie Wald oder Biotopen und zu Schutzgebieten wie FFH, Naturschutzgebieten oder zum Nationalpark eingehalten werden. Ein Kollege hat deshalb ein Gutachten für seinen neuen Stall gebraucht.
Auch zu anderen Tierhaltungsanlagen kann besonders in großen Strukturen Abstand verlangt werden und sinnvoll sein. Ab 600 Rindern fällt man unter das Bundes-Immissionsschutzgesetz, dann ist nicht mehr das Landratsamt für die Prüfung zuständig.
Kläre die Abstände mit der unteren Naturschutzbehörde und der Immissionsschutzbehörde vorab.
2.Rechtliche Situation muss es zulassen
Bauen im Außenbereich ist grundsätzlich privilegiert. Dadurch sind Bauvorhaben wie Ställe viel einfacher möglich, als es sonst wäre. Trotzdem gibt es noch Gründe, die einem Vorhaben im Weg stehen. Gibt es ein übergeordnetes Raumordnungsverfahren? Ein Kollege darf seinen Stall nicht bauen, weil an dieser Stelle die Bahntrasse für den Brennernordzulauf gebaut werden könnte.
Ist die Fläche im Eigentum? Wenn ein Standort auf fremden Eigentum ideal wäre, findet sich vielleicht eine Lösung wie Kauf oder Tausch.
Auch Gewässerschutz, Hochwasserschutz und ein Wasserschutzgebiet kann einen Standort ausschließen oder Bodendenkmäler den Bau erschweren.
Kläre fragliche Punkte durch Anfrage an die Gemeinde, der unteren Wasserbehörde oder auch der Denkmalschutzbehörde.
3. Bebaubarkeit muss gegeben sein
Ist das Gelände so unförmig wie bei uns, fallen deutliche Mehrkosten an. Bis zu 3,5 m mussten wir weg baggern und daneben verfüllen. Dazu braucht es eine Auffüllgenehmigung. Es ist aber kein Ausschlusskriterium für eine Standortwahl, wenn er sonst einfach gut passt.
Der Grundwasserstand, die Bodenart wie Moorboden oder Überschwemmungsgefahr können einen Standort im schlechten Fall auch ausschließen.
Kläre fragliche Punkte mit deinem Tiefbauunternehmer, er hat in der Regel Erfahrung mit den örtlichen Voraussetzungen.
4. Erschließung ist notwendig
Wenn der Standort nicht direkt neben der Hofstelle ist, muss er neu Erschlossen werden. Dafür können wie bei einem Kollegen Kosten von 200.000 € für die Straße und Leitungen anfallen. Unmittelbare Nähe zur Hofstelle hat eine Menge Vorteile, mehr dazu auch in Folge 6 zur Erschließung. Beachtet werden muss auch die Entwässerung, wenn wie bei uns keine Versickerung möglich ist. Gebäude über 1.000 qm haben größere Auflagen. Auch der Brandschutz muss gewährleistet werden.
Für Fragen um die Erschließung ist die Gemeinde und der Stromversorger zuständig.
5. Betriebliche Situation beachten
Wie steht´s um die Flächenausstattung, Eigentumsverhältnisse und der Arbeitskräftebesatz? Wie ist der finanzielle Spielraum? Es ist wichtig, auf seine Ausgangssituation aufzubauen und immer daraus das Beste zu machen.
Hole dir Hilfe durch Beratung. Es gibt gute Angebot von Maschinenringen und Bauernverband. Auch die Ausbildung zum Meister, Techniker und Agrarbetriebswirt beschäftigt sich zurecht stark mit der Ausgangsituation.
6. Langfristig für den Betrieb denken
Ein Milchkuhbetrieb muss sich ständig weiterentwickeln. Wer nicht mit der Zeit geht, mit dem geht die Zeit heißt es zurecht. Dabei müssen es nicht immer die großen Veränderungen sein. Auch kleine Projekte bringen dich vorwärts. Vor einer Erweiterung oder einem Stallneubau muss man die strategische Betriebsplanung langfristig ausrichten. Gehe ich lieber in die Richtung:
- Vermarktung: Nischen besetzen/direkt vermarkten
- Wachstum: Größendegression nutzen/effektiver Arbeiten
- Vermögenssicherung: Umnutzung landwirtschaftlicher Gebäude/gute Verwertung alte Hofstelle und neue Aussiedlung
Je nach Ausrichtung muss man an vieles Denken. Eine neue Hofstelle muss gut durchdacht werden und die Möglichkeiten für Erweiterungen bieten, auch wenn man nicht konkret erweitern möchte. Fahrsilos sollten möglichst gesammelt in einer Anlage stehen. Man braucht genug Platz für Güllelager, Jungviehplätze, Kälber-, Trockensteher und Abkalbebereiche und das Ganze muss arbeitswirtschaftlich einfach zum Erledigen sein. Auch in die Zukunft gedacht kann vom Verbraucher Weidegang oder besonders tiergerechte Haltung besser bezahlt werden. Umso kleiner die Hürde, desto leichter nimmt man an solchen Programmen teil. Es macht auch Sinn, den Stall Biokonform zu bauen, um bei einer Umstellung wenig Umbauten zu haben.
7. Eigene Wünsche und Interessen berücksichtigen
Man hat mehr Erfolg, wenn man was gern macht. Lass dich nicht von außen treiben, wenn manche sagen, was scheinbar das Richtige ist. Jeder muss seinen eigenen Weg finden und diesen konsequent gehen. Schließlich muss man auch die Folgen seines Handelns ausbaden oder darf die Früchte der Saat ernten.
Bei der Standortwahl ist es also wichtig, dass mein Weit vorausdenkt. Es gibt viele Einflussfaktoren, die bei der Standortwahl eine Rolle spielen. Man muss wissen, wo man hin möchte und auch an vieles Denken. Nur so hat man später einen guten und durchdachten Arbeitsablauf.
Neues vom STallbau
Die Güllegrube ist gebaut. (Mehr dazu in Folge 17) In 8 Arbeitstagen wurde die Grube mit 20 x 6 m gebaut. Der Kranfahrer und ein Kappo kamen von der Firma und wir stellten zusätzlich Arbeitskräfte. So ging es gut und zügig von der Hand.