Welche Stromfresser in der Milchkuhhaltung gibt es? Wo kannst du sinnvoll einsparen und wie kannst du zusätzlich noch Geld sparen?
Wie kam ich auf das Thema?
Der Milchfahrer kam direkt nach dem Melken. Die Milch musste damals eine Temperatur von 8° C erreichen. Dies wurde natürlich nicht geschafft. Der Druck seitens der Molkerei wurde größer. Da es einen Zuschuss für die Milchvorkühlung als energiesparende Maßnahme im Betrieb gab, informierte ich mich. Daraufhin kam der Energieberater des Landwirtschaftsamtes Ingolstadt an den Hof. Eine vollständige und kostenlose Energieberatung wurde anschließend mit Empfehlungen für den kompletten Hof durchgeführt. Die Maßnahme hätte damals über 2.500 € kosten müssen, daher wurde der Zuschuss nicht genutzt, die Milchvorkühlung wurde jedoch trotzdem eingebaut. Energieeinsparungspotenziale wurden aufgelistet. Je länger etwas weiter läuft, desto höher ist das Einsparungspotenzial. Einige Dinge wurden daher nicht umgesetzt.
Wie viele versteckTe Energiefresser gibt es bei dir im Betrieb? Wo hast du schon eingespart? Wo ist noch PotenZial vorhanden?
Jeder hat Einsparpotenzial, egal welcher Betrieb!
Übersicht der Hauptaufwendungen (im Schnitt je Kuh 400 kWh/a):

Strom sparen durch verschiedene Möglichkeiten (Berechnung mit 20 ct/kWh):
Vakuumpumpe
Eine drehzahlgesteuerte statt einer konventionellen Vakuumpumpe einbauen, da nur für die Spülung die volle Drehzahl benötigt wird. Beim Melken ist sie nur zur Hälfte ausgelastet! Einsparpotenzial: 40 % Nebeneffekt: Leiser
Beispiel: 5,5 kW Vakuumpumpe, welche dir bei einer täglichen Melkzeit von 3 h 80 € im Jahr spart, bei einer Melkzeit von 6 h 460 €. Die Kosten für Anschaffung sind somit drin, da du weniger Strombedarf hast.
strom sparen durch eine Milchkühlung
Durch einen Vorkühler kannst du dir 25 % einsparen. Plattentauscher und Rohrkühler sind hier die Möglichkeiten. Wichtig ist hier, dass auf einen großen Wasserdurchfluss geachtet wird!
2 Möglichkeiten der Milchkühlung im Tank sind möglich:
- Direktkühlung: benötigt weniger Strom
- Eiswasserkühlung: Bei Sonne kann sie mit dem Eigenstrom aus der PV-Anlage laufen
Das Kühlaggregat muss unbedingt Außenluft ansaugen können. Außerdem muss das Aggregat mit dem Tank zusammenpassen. Welches Kühlaggregat zu welchem Tank passt, kann man in Listen nachsehen. Das Größte ist nicht immer das Beste, auch wenn diese schneller kühlen würden! Die Verdampffläche reicht bei niedrigen Temperaturen der Milch nicht mehr, da zu viel Flüssigkeit eingespritzt wird, dies kann nicht vollständig verdampfen und so nicht die volle Wirkung an den Tag legen. Lieber 1-2 Nummern kleiner, damit der Wirkungsgrad besser wird. Eine regelmäßige Reinigung der Kühlrippen ist empfehlenswert (z.B. 1-2 mal im Jahr).
Grundsätzliches Prinzip unseres Vorkühlers:
Bei jedem Pumpvorgang der Milchpumpe wird für 12 Sekunden das Magnetventil geöffnet. In dieser Zeit wird Wasser durchgepumpt. Bei jedem Pumpvorgang werden 7 Ltr Milch durchgepumpt (etwas mehr als der Inhalt des Plattentauschers). Das Wasser hat somit mehr Zeit die Milch zu kühlen. Wenn mehr Milch in kürzerer Zeit durchgepumpt wird, benötigt man auch mehr Wasser. Das Wasser, das nicht direkt vertränkt wird kommt in einen IBC-Container, wird dort zwischengelagert, um dann durch einen Freilauf des Wassers die Leitung vollständig entleert, um es frostrei zu halten. An einer Wannentränke nach dem Melkstand ist ein Niederdruckschwimmerventil montiert, in welches das Wasser je nach Bedarf der Kühe hinein läuft.
Reinigung
Die Melkstandgröße und der Milchleitungsdurchmesser sollte auf den Betrieb abgestimmt sein. Eine längere Melkzeit von 15 Minuten rechtfertigt für mich die Energieeinsparung nicht, da die Zeit den Vorteil des Energieverbrauches wieder verschwindet.
Zielkonflikt: Für die Kuh ist eine größere Leitung von Vorteil, für die Reinigung eine kleinere Leitung (leichtere Reinigung, weniger Wasser/Energie).
Das Warmwasser aus der Wärmerückgewinnung sollte in jedem Fall genutzt werden. Das Warmwasser kann durch eine eigene betriebene PV-Anlage oder der eigenen Heizung zu Heißwasser umgewandelt werden.
Das aufgefangene Wasser des 2. bzw. 3. Spülgangs kann für die Reinigung des Melkstandes bzw. des Roboters genutzt werden. Der bereits leichte Spülmitteleinsatz kann bei der zweiten Verwendung des Spülwassers beim Reinigen helfen. Den 1. Spülgang nicht wiederverwenden! Hier sind noch Milchrückstände vorhanden, diese würden sonst einen starken Geruch und Ablagerungen entwickeln.
Beleuchtung
Die Umstellung zu LED macht sich auf Dauer bezahlt. Die einfachen Leuchtstoffröhren im Altbau sind leicht durch LED-Röhren austauschbar. Vor dem Austausch das Ganze mit der Brandversicherung abklären, da sonst im Brandfall Probleme entstehen könnten.
Tageslichtweiß (5.300 Kelvin) hat einen höheren Blauanteil, damit die Kuh das Lichtsignal wirklich wahrnehmen kann und sollte somit eingebaut werden.
Mindestens 150 Lux (Helligkeit) sind Voraussetzung. Im Fress- und Melkstandbereich sind mehr zu empfehlen (hier folgt eine extra Folge!).
Stromkosten senken
Eine Eigenstrom-Photovoltaik ist zu empfehlen. Hier kann man nicht nur Strom sparen sondern auch Stromkosten senken! Falls noch keine vorhanden ist, wäre es sehr zu empfehlen eine zu montieren!
Bis 10 kW spart man sich die EEG Umlage. Den Überschuss an Strom kann man wieder verkaufen.
Zwar keinen Strom aber Geld sparen kann man durch Vergleich und Wechsel des Stromanbieters. Falls eine Kündigung des Anbieters geplant ist, im November um den neuen Tarif kümmern um die Auslauffrist nicht zu verpassen!
Wenn du vor hast, hier anzusetzen: Nimm Beratung in Anspruch. In Bayern GIBT ES ENERGIE Beratung kostenlos. Sie sehen Dinge, die dir nicht auffallen.
Bedenke: Wenn eine Maßnahme dir 250 € im Jahr spart und einmalig 1.000 € kostet, hast du ab dem 5. Jahr 250 € mehr im Geldbeutel! Das sind auf 20 Jahre 4.000 € (ohne Zins). Nimm dir einen Punkt raus und erst wenn du diesen umgesetzt hast, setze den nächsten um.
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