KSB 066 Eigener Gülleseparator für die Liegeboxeneinstreu

In dieser Folge geht es um den Gülleseparator zur Liegeboxeneinstreugewinnung.

Du erfährst, auch was man dabei achten sollte, wann dieses System wirtschaftlich sein kann und wie es um die gesetzliche Lage steht.

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    10 vermeidbare Baufehler

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    Hoher Standard in Amerika

    Dazu eine kleine Geschichte: 2012 war ich mit einer Gruppe in Amerika. Bekanntlich ist die USA aufgeteilt in 50 Staaten. Davon gibt es wenige starke Milchregionen. Wir waren in Wisconsin. Wir haben Betriebe mit 80 bis über 8.000 Kühe besichtigt und mit Betriebsleitern gesprochen. Liegeboxen spielen dort eine bedeutende Rolle. Einige Betriebe haben mit Sand eingestreut. Sand ist für die Kuh wohl das Beste. Die Handhabung ist aber sehr problematisch.

    Was habe ich in diesem Bezug mitgenommen: Saubere Kühe sind kein Zufall. Ein starker Faktor ist die Liegeboxeneinstreu. Bei den Betrieben mit guten Liegeboxenmanagement waren kaum Verletzungen und haarlose Stellen zu sehen. Seitdem habe ich ein stärkeres Auge darauf. Ich habe mittlerweile schon viele Betriebe gesehen, die bei weitem nicht dieses Niveau hatten. Auch die eigenen Schwächen habe ich viel stärker wahrgenommen. Daraus bildete ich einen Entschluss: Die Liegebox soll ein sehr hohes Niveau bieten.

    Hier gibt es mehr zum Thema.

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    Diese Folge wird unterstützt von der Firma Lothar Becker Agrartechnik GmbH.

    In unserem neuen Stall und in der Güllegrube ist die Gülletechnik von der Firma Becker geliefert und montiert worden. Für mich war das gute Preis-Leistungsverhältnis und die problemlose Ausführung meiner Sonderwünsche neben guter Beratung entscheidend. Der Separator für die Liegeboxeneinstreu arbeitet sehr zuverlässig und stromsparend. Im Angebot der Firma Becker ist die ganze Palette an Gülletechnik wie Separatoren, Pumpen, Rührwerke und Leitungsbau nach WHG und AwSV für Tierhaltung und Biogas. Im Online-Shop Guelleparts.de gibt´s viele Gülleteile zu fairen Konditionen. Hast du Interesse am Angebot, dann besuche die Homepage www.becker-seesen.de und nimm direkt Kontakt auf!

    Anforderungen der Liegefläche

    Liegeboxen müssen weich und bequem sein. Für dieses Ziel gibt es viele Wege. Der eigene Weg muss zum Betrieb passen. Nur so erreicht man hohe Liegezeiten von 12 bis 14 Stunden am Tag. In dieser Zeit ist die Klaue entlastet. So werden Probleme vorgebeugt. Im Liegen hat man außerdem eine bessere Euterdurchblutung und die Milchmenge steigt.

    Wie trocken soll die separierte Gülle sein?

    Meistens spricht man von etwa 30 – 35 % TM zur Verwendung als Einstreu. Es muss trocken genug sein, um Bakterien und Keime auszubremsen und gleichzeitig nicht so trocken, dass keinerlei Matratze entsteht. Noch trockener auspressen kostet viel mehr Energie die es nicht braucht. Das Material trocknet auch so in der frischen Luft nach. Bakterien brauchen Feuchtigkeit. Wasser ist im Prinzip eine Autobahn für Bakterien. Im Bereich über 35 % geht nichts mehr.

    Soll man Kalk dazu geben? In geringen Mengen verschwindet der Kalk im Material und hat nichts gebracht. Erst bei großen Mengen ist ein desinfizierender Effekt zu erwarten. Fraglich ist, ob die Liegefläche noch weich und bequem bleibt. Ich würde es ohne Kalk probieren. Ergänzen kann man später immer noch.

    Wichtiger ist wohl regelmäßiges nachstreuen, um die benötigte Menge niedriger zu halten. Dadurch trocknet das Material nach und es entsteht keine Schicht, die warm wird.

    Hier gibt es mehr zum Thema.

    Eigener Separator oder Lohnunternehmer

    Wirtschaftlich gesehen kann sich ein eigener Gülleseparator lohnen, es hängt von alternativen Einstreumaterialien oder Lohnunternehmerkosten ab.

    Angenommen Anschaffung und Einbau kosten 30.000 €. Wir teilen es auf 20 Jahre auf und kommen vereinfacht auf Festkosten in Höhe von 1.500 € pro Jahr.

    Variable Kosten bestehen im wesentlichen aus der Abnutzung und Strombedarf. Wir brauchen laut Zähler rund 1 kWh pro cbm Gülle. Für 15 cbm Gülle, 2 x pro Woche kommt man im Jahr auf 1.500 kWh Strombedarf. Mit Sonnenstrom sind es also 250 € pro Jahr. Für den Verschleiß würde ich pro Betriebsstunde 1 € ansetzen, also rund 500 € pro Jahr.

    Geben wir noch 250 € Risikozuschlag und kommen so auf 2.500 € Gesamtkosten im Jahr für 100 Liegeboxen.

    Nun kann man sich überlegen, wie viel ein Lohnunternehmer verlangen würde. Man muss aber auch die Lagerkosten berücksichtigen. Dazu braucht man ein Silo oder eine Platte und muss es abdecken. Vielleicht ergeben sich daraus längere Fahrwege für die Einstreutechnik. Der seuchenhygienische Aspekt darf auch nicht außeracht gelassen werden. Man verschleppt möglicherweise unterschiedliche Keimmilieus.

    Neben diesen Punkten darf man auch alternative Einstreumaterialien abwägen. In manchen Gegenden gibt es Stroh im Überfluss.

    Arbeitswirtschaftlich sinnvolle Position

    Man möchte mit der Einstreuschaufel möglichst kurze Wege umsetzen. Bedenken darf man auch, dass Kot an den Reifen haftet und dadurch verschmutzte Wege entstehen. Bei einem Betrieb ist der beste Standort an der Güllegrube, ein anderer hat einen ganz anderen Standort. Auch beim einstreuen gibt es eine ganze Reihe an Möglichkeiten, unter denen man die für sich geeignete finden muss.

    Bei uns ist er am Ende vom Liegeboxenlaufgang. Dort haben wir einen Güllebehälter mit 20 cbm. Dieser wird von der Vorgrube aus befüllt. Die kleine Pumpe beschickt den Gülleseparator mit Überlauf, der Überschuss fließt zurück. Die Dünngülle läuft frei in einen kleinen Behälter, von dort aus geht´s zu einer Güllegrube. Das separierte Material fliegt auf einen Haufen. Von dort aus nehmen wir es mit der Einstreuschaufel auf und verteilen es mit einem Kompaktlader in die Liegeboxen.

    Im Kuhstallbau-Onlinekurs gibt es ein eigenes Kapitel zum Gülleseparator. Dabei sind auch viele Möglichkeiten, wie du es passend in deinem Betrieb einbauen kannst. Das Programm startet voraussichtlich wieder im Herbst. Hier kommst du zur Warteliste, um den Beginn nicht zu verpassen.

    Vorteil der Dünngülle

    Aufgrund der Gesetzgebung kommen wir schon in wenigen Jahren nicht mehr ohne Schleppschuhverteiler aus. Im Idealfall hat man zwei Güllegruben: Eine für dickere und eine für dünnere Gülle. So kann man im Acker dicke Gülle fahren und auf die Wiesen Dünngülle ausbringen. Wer bisher hohe Wassermengen dazu gegeben hat, kann es sich in Zukunft sparen und spart dabei auch noch Transportkosten.

    Arbeitsablauf und Bedienung

    Bei uns wird montags und samstags separiert und eingestreut. So schaut der Arbeitsablauf aus:

    1. 1. Querkanal spülen, Gülle mixen
    2. 2. Gülle zum 20 cbm Behälter am Separator pumpen
    3. 3. Schaltkasten runter klappen und Gülleseparator einschalten
    4. 4. Schieber umstellen, sodass Dünngülle in die richtige Grube gepumpt wird
    5. 5. Separator schaltet sich selber ab, wenn Behälter leer ist
    6. 6. Schaltkasten Stromlos schalten und hochfahren
    7. 7. Liegeboxen einstreuen

    Insgesamt dauert der Schritt 1 – 4 etwa 10 – 15 Minuten. Es dauert damit etwas länger, als die Gülle einfach so in die Grube zu pumpen.

    Man muss sich überlegen, ob der Gülleseparator per Hand ein und ausgeht, wie bei uns über einen Schwimmer oder zeitgesteuert.

    Die Bearbeitung der Liegebox ist bei uns über einen Rechen am Kompaktlader mechanisiert. Dadurch wird besonders viel Material aufgelockert und ist besonders weich. Damit verbunden ist eine höhere Einstreumenge, da lockeres Material leichter auf den Laufgang getragen wird.

    Mögliche technische Probleme

    Es gibt verschiedene Probleme, die auftreten können. Man kann versehentlich in den Vorratsbehälter zu viel Gülle rein pumpen. Man sieht den Stand über einen Schwimmer, kurz bevor er voll ist schaltet sich zusätzlich eine Lampe an. Übersieht man auch die Lampe, läuft die Gülle über. Der Überlauf geht auf die Schieberbahn im Stall. Somit kann nichts Schlimmes passieren.

    Auch der Dünngüllebehälter kann überlaufen, wenn beispielsweise der Schieber nicht geöffnet wird. Hier schaltet zuerst der Separator über einen Schwimmer aus. Funktioniert diese Sicherheit nicht, läuft die Dünngülle auf die Schieberbahn. Auch hier kann nichts schlimmes passieren. Beide Situationen sind eingetreten, der Schieber nimmt die Gülle mit.

    Es könnte auch passieren, dass die Gülle dort rausläuft, wo der Feststoff rausfällt. In diesem Fall erkennt es die Elektrik und der Separator schaltet sich ab. Zusätzlich ist die Fläche mit Gefälle zur Schieberbahn betoniert. So wäre die Gülle wieder auf der Schieberbahn. Dies ist bisher noch nicht passiert.

    Die Pumpe könnte die Gülle nicht ansaugen. Dann wäre wohl die Pumpe defekt. Und die Pumpe kann einfrieren. Dies ist schon passiert. Im Winter muss man deshalb entwässern. Also die Gülle aus der Pumpe ablassen. Wenn man separieren möchte füllt man Wasser rein, dann geht es wieder. Vergisst man das Entwässern, kann man nicht separieren.

    Insgesamt läuft der Gülleseparator bei uns recht zuverlässig und wir sind bisher sehr zufrieden.

    Gesetzliche Regelung für Deutschland

    Hier möchte ich einen Beitrag von Dr. Martin Spohr vom Eutergesundheitsdienst der TSK Baden-Württemberg, erschienen im Juni 2016 in der Wissenschaftlichen Gesellschaft der Milcherzeugerberater e.V. zitieren:

    „Die Verwendung von separierter Gülle und Gärsubstraten aus NawaRo-Anlagen ohne Hygienisierung wird in der EU-Verordnung (EG) Nr. 1069/2009 und den darauf abstellenden Rechtsakten geregelt. Nach Auffassung des zuständigen Fachreferates für Tiergesundheit beim BMEL (2015) erlaubt die EU-Verordnung die Verwendung separierter Gülle zur Herstellung von Einstreumaterial nicht (Antwort vom 2.3.2015 auf eine Anfrage des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums). Die Auffassung des BMEL wird aber nicht von allen Länderministerien geteilt. Darüber hinaus ist eine Neufassung der nationalen tierische Nebenprodukte-Beseitungungsverordnung in Arbeit, so dass vor der Nutzung der Feststoffeinstreu das zuständige Veterinäramt befragt werden sollte. Im Vereinigten Königreich dürfen Güllefeststoffe als Einstreu unter bestimmten Auflagen verwendet werden. Die Auflagen sollen sicherstellen, dass Gülle nur aus dem eigenen Betrieb stammt und deren Pressrückstände auch nur im eigenen Betreib verwendet werden. Unter diesen Auflagen bleibt die seuchenhygienische Einheit des Betriebes gewahrt und die sichere Endverwertung der Gülle gewährleistet. Die Nutzung mobiler Separatoren (Maschinenringe, Lohnunternehmen) wird unter dem Gesichtspunkt der Seuchenverschleppung kritisch gesehen.“

    Tatsache ist, nur weil etwas nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist es deshalb noch nicht verboten. Allerdings besteht das Risiko, dass es verboten wird. In diesem Fall muss man abklären, unter welchen Voraussetzung die weitere Nutzung möglich ist. Vielleicht muss man dann Häckselstroh dazu mischen. Dann wäre es eine Stroh-Mist-Mischung.

    Fazit

    • Ein eigener Gülleseparator kann wirtschaftlich sein
    • Der Feststoff ist ein sehr gutes Einstreumaterial und gut Mechanisierbar
    • Feststoff als Einstreu ist nicht eindeutig erlaubt und deshalb ein Risiko

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