Heute habe ich einen Gast mit einer außergewöhnlichen Situation. Der Umbau vom alten Anbindestall steht schon bald an. In der Umbauzeit sind die Kühe auf der Alm. Über die Alm, den Umbauplanungen und Besonderheiten durch Urlaubsgäste sprechen wir im Interview, dass du hier nachlesen kannst.
Mein heutiger Interviewgast ist kurz vor dem Stallbau für 30 Kühe. Zurzeit gehören 20 Kühe zum Bio-Heumilchbetrieb auf 800 m Höhe in der Nähe von Kitzbühel in Tirol. Neben der Milchkuhhaltung sind Feriengäste fester Bestandteil vom Alltag. In der Umbauzeit sind die Kühe weg vom Betrieb auf der Alm. Dadurch kann relativ ungestört gearbeitet werden. Er war im Kuhstallbau-Onlinekurs dabei, ich freue mich dass du hier ist, Willkommen Thomas Hauser.
Die Kühe sind im Sommer auf der Alm – wie darf man sich das vorstellen?
Mit den Tieren wird eine Gemeinschaftsalm bestoßen. Je nach Witterung kommen die Tiere Ende Mai oder Anfang Juni auf die Alm. Diese besteht aus drei Etagen, von 1.200 – 2.000 Höhenmeter. Jeder hat seine eigene Hütte, in der auch die Kühe gemolken werden. Da wird vom Sammelwagen die Milch abgeholt. Anfang September geht es wieder nach Hause, etwa 100 – 110 Tage ist man auf der Alm.
Die Altenteiler übernehmen dort die Arbeit. Da die Alm 30 km entfernt liegt, bleibt mein Vater meistens dauerhaft oben.
Wir haben eine Herbstabkalbung, dadurch können die Kühe im Winter ausgefüttert werden. Zusätzlich ist für trächtige Kühe die Alm leichter zu verkraften.
Ist der Milchpreis durch den zusätzlichen Aufwand auf der Alm höher?
Bei uns speziell nicht, normale Gärfutterbauern bekommen 4-5 ct Zuschlag, wenn in der Zeit auf Silage verzichtet wird. Für die Hartkäseproduktion muss die Milch fast Clostridienfrei sein, dies wird auch beprobt.
Wie sieht dein Stall jetzt aus?
Es ist ein klassischer Tiroler Stall. Im Erdgeschoss sind die Tiere, oben ist das Futterlager, dazwischen eine Holzdecke. Die Kühe sind in einem Zweireiher Anbindestall mit mittigem Futtertisch, die Köpfe schauen zusammen. Es ist eine Rohrmelkanlage und Schubstangenentmistung eingebaut. In einer dritten Reihe hängt das Jungvieh, ausgemistet wird dabei noch per Hand. In Gruppenbuchten sind die Kälber untergebracht. Das Futter wird über eine Öffnung auf den Futtertisch geworfen und verteilt. Das Kraftfutter ist separat gelagert und wird per Hand verteilt.
Warum soll umgebaut werden und was ist geplant?
Ein Problem ist eine zu geringe Lagerkapazität für Heu. Dieses Jahr mussten wir 50 Ballen Quaderballen aus dem Heustock pressen.
Der Stall kann an drei Seiten angebaut werden. Dabei sollen auf einer Seite zwei Tiefboxen mit Heubelüftung eingebaut werden. Auf der Ostseite kommt ein seitlicher Anbau mit Lichtfirst. In den alten Stall kommt ein Dreireiher Liegeboxenlaufstall rein. Dies ist aber nur durch ein Futterband möglich, da sonst der Platz nicht reichen würde. Es können 30 Fressplätze, 24 Tiefboxen und eine große Abkalbebox gebaut werden. Das Jungvieh ist auf der anderen Seite vom Futterband platziert. Ein Melkstand kommt auf die Westseite, hier sind die Wege zur alten Milchkammer am kürzesten.
Entmistet wird durch einen Schieber. Dazu wird ein Querkanal neu gebaut, der in eine neue Güllegrube frei laufen kann. Aus der Güllegrube soll dann separiert werden, um Dünngülle für das Grünland zu haben.
Wo sind die Urlaubsgäste untergebracht und welche Besonderheiten geben sich daraus?
Direkt am Stall ist das Wohnhaus der Eltern und auch Zimmer mit Frühstück. Außerdem gibt es ein zusätzliches Haus. Durch die Gäste spielt der Geruch eine größere Rolle. Im Kälberstall ist auch deshalb eine Schlauchbelüftung eingebaut, die eine deutliche Verbesserung brachte. Außerdem werden EM´s vernebelt und ein Zusatzstoff verfüttert, um Schadstoffe zu binden. Dadurch ist die Stallluft nicht mehr so intensiv. Letzte Woche war eine 70-jährige Dame zu Gast, die nicht wusste, dass Kühe zweimal täglich gemolken werden. Wir möchten den Gästen die Landwirtschaft näher bringen.
Soll der Umbau komplett in den Sommermonaten ohne Kühe im Stall umgesetzt werden?
Teilweise. Wir können den Teil auf der Nordseite im Frühjahr umsetzen, danach soll die Güllegrube gebaut werden. Im zweiten Bauabschnitt wird dann das Innenleben vom Stall umgesetzt. Los gehen soll es im Frühjahr 2023. Momentan wird das ganze Bauholz aufgearbeitet.
Du hast durch den Kuhstallbau-Onlinekurs stark über die Arbeitszeit nachgedacht und bist vom einfachen 7er Side-by-Side zum 2×4 Fischgräte gekommen. Welche Hintergründe haben eine Rolle gespielt?
Ursprüngliche Überlegung war der Side-by-Side, weil er am wenigsten Platz braucht. Im Gespräch mit anderen Landwirten kam heraus, dass die Betriebe mit einem 7er oder 8er Side-by-Side (eine Seite) um 10 Minuten pro Mahlzeit länger brauchen als vergleichbare Betriebe mit einer 2x4er Fischgräte. Wenn man sich es auf ein Jahr hochrechnet, spart man sich extrem viel Zeit. Der Fischgrätenmelkstand benötigt zwar etwas mehr Platz, im Verhältnis zur Zeitersparnis ist es dies aber Wert. Es soll möglich sein, die Stallarbeit alleine zu erledigen.
Es ist bereits ein gebrauchter Melkstand von einem Betrieb gekauft, der auf Roboter umstellt.
Wie war dein Gesamteindruck vom Kuhstallbau Onlinekurs?
Es war sehr interessant, die unterschiedlichen Teilnehmer mit den verschiedenen Gegebenheiten kennenzulernen. Hilfreich war die gute Aufarbeitung mit den Videos und dem Arbeitsbuch. Viele Themen ist man durchgegangen, an die man sonst vielleicht nicht so denkt. Und das Thema Arbeitszeitersparnis, es ist einem oft nicht so bewusst. Fünf Minuten am Tag machen extrem viel aus, wenn man dann wie bei mir eher 20 oder 30 Minuten täglich spart, kann man ruhig auch etwas mehr Geld in die Hand nehmen und eine bessere Lösung umsetzen.
Was möchtest du künftigen Stall(um)bauern auf den Weg mitgeben?
Das wichtigste ist, dass man sich am Anfang im Klaren ist, was man will. Möchte ich eine schöne Arbeit haben oder hauptsächlich günstig bauen? Man muss einige Sachen anschauen, aber vielleicht nicht zu viel. Und man muss sich Prinzipien aufstellen. Wer einen Spaltenboden baut und direkt einen automatischen Spaltenschieber kauft, könnte auch einen Schieber bauen.
Vielen Dank an Thomas für die Einblicke in die Anforderungen auf der Alm und viel Erfolg bei deinem Umbau!