KSB 029 – Die 5 wichtigsten Aufgaben vor und während des Stallbaus für den Betriebsleiter

Hier geht es um das selten gesehene „rund um den Stallbau“. Warum vorausschauend planen, Routinen und einfach anfangen wichtig ist, erfährst du jetzt.

Du warst sicher schon öfter auf einem Tag der offenen Stalltüre. Du gehst durch den Stall, wenn noch keine Kühe drin sind und siehst dir sehr genau die Verarbeitung vom Beton und vom Dach an. Und du siehst natürlich nur das fertige Ergebnis. Meistens ein größeres Thema ist der Weg dahin. Dabei steckt eine Menge Organisation dahinter, beim Umbau oft noch mehr als beim Neubau.

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    Um den Bereich rund herum möchte ich Einblick geben Ich finde der Bereich ist für dich als Betriebsleiter oder Betriebsleiterin fast genauso wichtig, wie das fertige Ergebnis. Es kann ein Jahr purer Stress werden, muss es aber nicht.

    1. Sich organisieren ist das A & O

    Nutze dazu Evernote, Todoist und einen Kalender. Es sind Werkzeuge für deine Organisation wie die Melkmaschine zum Melken. Natürlich geht´s auch mit der Hand, diese Zeiten sind aber vorbei. So ist auch die Zeit mit alles im Kopf oder alles auf Papier vorbei.

    Kalender

    Ein Kalender ist für dich selbstverständlich. Aber nicht für alle, deshalb erwähne ich ihn. Am besten ist der auf dem Handy, dann hat man ihn immer mit dabei.

    Evernote

    Für mich ist die beste App für Notizen Evernote. Sie hat eine geniale Suchfunktion und ist auf dem PC und Handy synchronisiert. Ich hab dir in der Folge 13 „So vergisst du keine Ideen und setzt Projekte zielstrebig um“ von der Ideenbox erzählt. Im Bonusbereich ist eine Anleitung dazu. Als Stallbaupostempfänger bekommst du Zugriff dazu.

    Der Aufbau ist einfach: Es gibt Notizbücher, in die man Notizen erstellen kann. In den Notizen kann man ein Foto, PDF´s, Sprachaufnahmen, Skizzen und Anhang speichern. Dazwischen kann man etwas dazu schreiben oder einfach eine Notiz mit „Nur Text“ erstellen. Für den Stallbau empfehle ich die Notizbücher:

    Umsetzung (für das Bautagebuch, offene Abrechnungen und Zeitplanung)

    Angebote, Gespräche (für jeden Vertreter eine Notiz)

    Betriebsbesichtigungen

    • – und eine Materialsammlung für alles Mögliche.

    Man findet dort einfach alles wieder und alles was aufgeschrieben ist, ist verbindlicher als eine Erinnerung im Kopf. Wenn man mit einem Vertreter spricht kann man die wichtigsten Punkte direkt mittippen oder das Handschriftliche später abfotografieren. Eine spontane Idee ist schnell ins Handy getippt.

    Todoist

    Die beste App für Aufgaben ist meiner Meinung nach „Todoist“. Auch diese App ist auf dem Handy und PC synchronisiert. Hier kommen alle Aufgaben rein. Wöchentlich sortiere ich die Aufgaben, überlege mir ob ich es wirklich machen muss und plane meine Woche. Dies muss man einfach mal anfangen und üben, nach über einem Jahr, seitdem ich es regelmäßig mache, schaffe ich nun schon regelmäßig alle Aufgaben eines Tages zu erledigen.

    Man kann auch regelmäßige Aufgaben erstellen. Beispielsweise bewerte ich einmal im Monat Kühe vor der Besamung und erstelle mit Opti Bull einen Anpaarungsplan. Diese Aufgabe kommt immer am 3. Mittwoch im Monat. Man kann für seine Aufgaben auch Projekte erstellen, also verschiedene Kategorien. Mit was ich täglich arbeite sind Prioritäten. Es gibt dabei 4 Stufen, so steht das wichtigste ganz oben. Praktisch sind auch die Erinnerungen. Wenn ich tippe: „Lira besamen morgen um 6“ steht als Aufgabe „Lira besamen“ drin und die Erinnerung kommt morgen um 6 wie eine SMS auf Handy.

    2. Routinen entwickeln und halten

    Es gibt für mich verschiedene Aufgaben, die besonders wichtig sind und über deren Erledigung ich nicht mehr nachdenke. Dazu gehört die tägliche Frischmelkerkontrolle, wöchentliche TM-Aufnahme messen, wöchentliche Aufgaben wie die Post bearbeiten und Rechnungen überweisen, monatliche Aufgaben wie z. B. alle Kontostände in eine Liste eintragen und vieles mehr.

    Warum sind hier Routinen so wichtig? Motivation bringt dich zum laufen, Routinen halten dich am laufen. Gewohnheiten sind mächtig. Wenn die eine neue Geburt nicht zu einer festen Zeit meldest, vergisst man es leicht. Du denkst beim Zähneputzen auch nicht nach, ob du es heute machen oder bleiben lassen solltest.

    Neue Gewohnheiten einführen dauert lange. In der Literatur werden zwei Monate bei einer täglichen Gewohnheit und ein halbes Jahr für eine wöchentliche Sache genannt.

    Möchtest du beispielsweise ein Bautagebuch führen und täglich offene Abrechnungen aufschreiben, was ich dir sehr empfehle, dann:

    • – Mach dir für zwei Monate eine Erinnerung mit Todoist, z. B. täglich um 19.00 Uhr. Hier gibt keine Ausnahme. Dein innerer Schweinehund wird dagegen arbeiten (den ganzen Tag hart gearbeitet und jetzt das noch…)
    • – mach eine Light-Version wenn die Zeit einmalig fehlt: Kleiner Zettel mit Stichpunkten

    Der Erfolg kommt mit der Zeit, mit vielen kleinen guten Gewohnheiten.

    3. Aufgaben abgeben

    Wir haben eine gute Zeit für den Stallbau erwischt. Vater und Mutter sind fit und können viel der täglichen Arbeit abnehmen. Meine Frau ist in Elternzeit und hat dadurch auch gute Möglichkeiten der Mithilfe. Ich kann mich dadurch von der täglichen Arbeit etwas zurückziehen.

    Wer Mitarbeiter hat sollte, wenn es möglich ist, lieber noch einen zusätzlich beschäftigen. Man kann auch arbeiten auslagern. So kann man für die Zeit einen Klauenpfleger kommen lassen, wenn man die Arbeit sonst selbst macht. Sehr wichtig ist eine realistische Einschätzung. Schließlich kann man beim Stallbau die Eigenleistung stark von persönlichen und betrieblichen Möglichkeiten abhängig machen. Lieber tut man sich selbst nicht zu viel an, die Zeit wird sowieso anstrengend. Das Organisieren bleibt nicht aus.

    4. Ziel mit grobem Fahrplan und Puffer machen

    Hier überlegst du dir am besten sehr früh einen groben Zeitablauf. Sprich dafür auch mit befreundeten Landwirten, die selbst gebaut haben. Jede beteiligte Firma fragst du dann, ob der jeweilige Zeitrahmen passt. Vor allem für den Unterbau und der Halle solltest du mindestens ein halbes Jahr, besser ein Jahr vorher alles festgezurrt haben.

    Selten läuft dann alles wie geplant, deshalb sind Puffer wichtig. Wie groß du die Puffer ansetzt, hängt stark von der jeweiligen Situation ab.

    Halte in der Bauphase nachfolgende Firmen immer wieder auf dem Laufenden. Besonders für den Fliesenleger, Elektriker, Wasserinstallateur und dem Stalleinrichter sind die Infos wichtig. Schließlich möchtest du für einen zügigen Ablauf beitragen.

    Hier kommt auch wieder der Kalender ins Spiel. Trage dir ein, was ursprünglich ausgemacht wurde. Oft legt man sich auf den Monat oder die Woche fest. Ein Monat vorher gibst du Bescheid, wie die Lage ist. So wird man nicht so leicht vergessen und beteiligte Firmen können planen.

    5. Einfach anfangen

    Wenn die Umstände passen sollte man einfach anfangen. Wir durften den Oberbodenabtrag mit archäologischer Begleitung machen. Wenn ein Archäologe etwas findet, kann es lange dauern, bis man weiter machen darf. Deshalb wollte ich den Part so früh wie möglich weg haben. Die Baugenehmigung war da, nur für den Baubeginn muss man die Baubeginnsanzeige ausfüllen. Voraussetzung war hier die geprüfte Statik. Wenn man noch nicht mal das Dach gekauft hat, kann man auch keine geprüfte Statik haben. Mit dem Argument, dass wir vom Landratsamt den Archäologen aufgedrückt bekommen haben und wir deshalb unbedingt zeitig die Unsicherheit weghaben wollten, bekamen wir eine Gestattung für Erdarbeiten. Ich musste nur zusichern, nicht mit Betonarbeiten zu starten.

    Im November 2019 konnten wir so den Oberbodenabtrag machen und im April 2020 unsere große Erdbewegung mit 5.000 cbm bei idealem Wetter. Bis zum Baubeginn im Juli wäre es nicht mehr so gut gegangen.

    Wie setzt du nun die Punkte um?

    Am besten du fängst einfach damit an. Immer wieder Stück für Stück. Man muss es nicht perfekt machen, aber zumindest mit Bedacht und jeden Tag ein bisschen besser.

    Dann kannst du so wie ich, auch nach 5 Monaten Stallbau immer noch jeden Tag mit Freude an die Arbeit schreiten.

    Fazit

    • Man muss vorausschauend planen und denken. Routinen sind die Grundlage, um den Betrieb am Laufen zu halten. Den Fokus auf der Sache haben und sich nicht zu viel ablenken lassen. Nutze Werkzeuge wie Evernote und Todoist!

    Neues von unserem Stallbau

    • Der Melkstand ist fertig gefliest, mit den Räumen wurde begonnen. Das Melkhaus ist innen und außen verputzt. Die fehlende Mauer zwischen Melkhaus und Melkstand durfte ich selbst aufmauern. Alle Regenwasserleitungen sind fertig verlegt.

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